Europas Lesegewohnheiten




Lesegewohnheiten - Kommentar zu einem Artikel aus der NZZ


"Europa wächst somit in einem wesentlichen und für die Zukunft bedeutsamen Punkt nicht immer mehr zusammen, sondern driftet auseinander."
(Der Norden liest; der Süden sieht fern: NZZ, 01.11.2002)

In einer Studie wurden die Lesegewohnheiten in Europa untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass im Süden viel weniger gelesen wird als im Norden. Worauf dies zurückzuführen ist, ist nicht ganz klar. Eine bedeutendes Ereignis ist sicher die Reformation. Denn in den Staaten, die die Reformation einführten, wurden die Bibel und andere religiöse Schriften in die Volkssprache übersetzt. Sie konnten künftig auch von den Bürgern gelesen werden. Im Süden hingegen herrschten weiterhin die Katholiken. Diese wollten nicht, dass sich die einfachen Bürger bilden konnten. Dadurch lernte auch niemand lesen. Als sich dann während der Industrialisierung auch im Süden die allgemeine Schulpflicht durchsetzte, kam etwa zur gleichen Zeit das Fernsehen auf. Viele Leute, die bis anhin nicht regelmässig gelesen haben, bedienen sich nun dem attraktiven Medium Fernsehen.
Die katholischen Oberhäupter im Süden waren gegen die Ausbildung ihrer Gemeinde. Wenn sie die heiligen Schriften auch in der Volkssprache gedruckt hätten, wäre die Alphabetisierung vor dem Fernsehen abgeschlossen gewesen. Somit würden heute mehr Menschen lesen. Hätten sich früher breitere Bevölkerungsgruppen bilden können, stünde die italienische Wirtschaft heute eventuell auch besser da.
Auch heute verhalten sich die Katholiken bei manchen Themen sehr konservativ. Zum Beispiel beim Schwangerschaftsabbruch sollte der Papst sein Denken den heutigen Gegebenheiten anpassen. Einmal mehr gibt es für die Anhänger der streng katholischen wieder Nachteile.
Auch für Europa wird es schwer werden, wenn die Kluft im Hinblick auf die Bildung im Norden und im Süden immer grösser wird. Das Parlament der EU sollte für eine weiterhin gute Zusammenarbeit etwas gegen dieses Problem unternehmen. (Dezember 2002)



Quelle: http://www.markusbaumi.ch/schule/europa.html